Bevor Du in diesen Artikel eintauchst: In fast ausnahmslos jeder toxischen Beziehung spielt Gaslighting eine Rolle. Diese Form der psychischen Manipulation ist für Betroffene eine besondere Herausforderung, weil ihnen oft nicht klar ist, wie ihnen geschieht. Sie merken nur, wie sie sich nach und nach in Verwirrung, Leid und Schuldgefühlen verlieren.
Auf der Website Exit Gaslighting erhältst Du nach Anmeldung für den Newsletter einen Gratis-Kapitelabschnitt des Buches Exit Gaslighting. Ich habe all mein Herzblut in dieses Werk gesteckt und hoffe, dass es Dir dienen kann.
Um gesunde Verbundenheit jenseits der in diesem Artikel erwähnten Mechanismen zu stärken, wurde eigens eine Trance-Session konzipiert, die eine Arbeit mit dem Unterbewusstsein ermöglicht:
Unabhängig von der Art der Beziehung sind es immer dieselben inneren Variablen, die gesunde Verbundenheit verhindern (inklusive gesunder Grenzen) und ungesunde Konstellationen aufrechterhalten. Veränderungsresistente Blockaden liegen oft in tieferen Schichten: Unserem Unterbewusstsein. Emotionale Programme, Überzeugungen und Ängste sind hier verankert und können uns daran hindern, voranzugehen.
Die Trance-Session Gesunde Verbundenheit mit Dir & Anderen spricht genau jene Größen in Deinem Unterbewusstsein sanft an und lädt sie (gemäß Deines freien Willens!) zur Transformation ein.
Wenn Du der Reihenfolge der Konflikte und dem Basisartikel zu dieser Artikelserie gefolgt bist, hast Du schon viel verinnerlicht.
Deshalb fällt dieser Artikel etwas kürzer aus. Falls Du nicht ganz zum Inhalt durchdringst, lies Dir bitte das Basiswissen in den vorigen Artikeln an.
In einer empathisch-narzisstischen oder auch narzisstisch/co-narzisstischen Konstellation tragen beide Partner einen Selbstwertkonflikt in sich. An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass das Thema Selbstwert eng mit dem Selbstbild verknüpft ist. Also dem individuellen Bild, das wir von uns über die Jahre konstruiert haben (Konstruktivisumus). Eine individuelle Vorstellung unseres Selbst (und unserer Umwelt). Solange sich unsere subjektive Realität mit diesem konstruierten Bild Übereinstimmung bringen lässt, empfinden wir Kongruenz.
Kongruenz kann sich z.B. auch in einem psychotherapeutischen Gespräch zeigen. Ist ein Therapeut kongruent, dann stimmt sein Denken, Fühlen und Handeln mit seinen Worten überein. Kongruenz erleben wir als angenehm und sicherheitsstiftend, während Inkongruenz Anspannung und Irritation erzeugen kann. Wenn zwischen unserem Selbstbild und den Rückmeldungen aus der Umwelt zu unserer Person kann Inkongruenz besteht, stresst das unser System. Unser Selbstbild und der damit verbundene Selbstwert gerät ins Wanken. Ein gesunder Selbstwert erwächst aus einer gesunden Beziehung zu sich selbst.
Wenn es gelingt sich selbst gegenüber wertschätzend zu denken, fühlen und handeln, kommuniziert man in der Beziehung zu sich selbst Selbstwertschätzung. Der Selbstwert wächst hierdurch. Unabhängig von externen Umständen.
Je mehr wir unerkannte Schatten, Tabus, Verbote und Perfektionismus in Form von Fehlprogrammierungen in uns ablehnen, umso mehr lehnen wir Teile von uns selbst ab. Die Wertschätzung fehlt. Vielleicht existiert sogar eine Angst gegenüber eigenen Anteilen, und wir versuchen daher, diese vor uns selbst und anderen zu verstecken. Meistens handelt es sich dabei um eben jene Teile, die nicht in unser konstruiertes Selbstbild passen (Was wir nicht sein wollen).
Je weniger wir uns für wertvoll erachten – mit all unseren Facetten, Schatten, Schwächen und Stärken – umso mehr wird unser Selbstwert abhängig von Zuspruch und Stabilisierung durch außen.
Wir präsentieren ein individuelles Wunsch-Selbstbild und hoffen durch unser Verhalten, Zuspruch, Annahme, Wertschätzung aus dem Umfeld zu bekommen. Um uns wertvoll, wichtig, gesehen und anerkannt zu fühlen. Das kann bewusst oder unbewusst passieren. Selbstwert und Selbstsicherheit werden hierdurch einerseits von außen gestützt, andererseits machen wir unseren eigenen Wert für uns auch abhängig von “passendem Verhalten”. Passen wir mit unseren Gefühlen, Gedanken und Impulsen nicht in die Schablone unseres Selbstbilds, sabotieren wir unbewusst unseren Selbstwert durch Selbst-Ablehnung. Der Selbstwert ist nicht in sich stabil – er unterliegt inneren Konflikten, Spannungen. Damit versuchen wir auf unterschiedliche Art und Weise umzugehen.
Im passiven Bewältigungsmodus des Selbstwertkonflikts beinhaltet das konstruierte Selbstbild die Überzeugung, im Vergleich zu anderen weniger wertvoll zu sein. Emotional dominiert hier ein Schamgefühl für das eigene Sein, die eigene Existenz. Man ist keinesfalls gut genug (v.a. nicht für sich selbst), kritisiert sich oder macht sich klein. Die Botschaft, die dadurch an Interaktionspartner gesendet wird, ist eine direkte oder indirekte Selbst-Abwertung. Alleine dadurch können Interaktionspartner sich vom passiven Modus aufgewertet, auf einen Sockel gehoben oder – idealisiert (!) – fühlen.
Generell erleben Interaktionspartner des passiven Modus aber widersprüchliche Impulse. Die Selbst-Abwertung des passiven Modus baut Druck auf. Dieser Druck kann in das Empfinden münden, dem passiven Modus Bestätigung zukommen zu lassen (“Ich finde, du hast durchaus deine Vorzüge”). Gleichzeitig entsteht aber auch der Impuls, ihn aus Widerwillen vor diesem Druck herabsetzen zu wollen (“Mann, das ist echt anstrengend mit dir!”).
Der passive Modus kreiert damit eine Form von Zugzwang zur Positionierung. Die Interaktionspartner fühlen sich entweder irgendwie genötigt, ihm hinsichtlich seiner Selbstwert-Darstellung zu widersprechen (“Fishing for compliments”) oder aber ihn – bewusst oder unbewusst – in seinem geringen Selbstwert zu bestätigen.
Der aktive Bewältigungsmodus gestaltet diesen Selbstwertkonflikt auf andere Art. Er inszeniert sich selbstbewusst und möchte das konstruierte, grandiose Selbstbild durch Bestätigung von Außen festigen. Dabei wird dieser Wunsch emotional angetrieben von einer narzisstischen Wut (Leitaffekt), weil er tief in sich selbst gar nicht an die Wahrheit dieses grandiosen Selbstbilds glaubt. Man könnte auch sagen, es persistieren permanente innere Selbstzweifel, die es durch Bestätigung im Außen zu regulieren gilt.
Interaktionell wird die Aufforderung zum Gegenüber gesendet: “Bewundere mich!” (“Dann bewundere ich dich”). Gleichzeitig wird durch diese Selbstaufwertung (Selbst-Idealisierung) eine subtile Abwertung des Interaktionspartners kommuniziert. Dieser kann sich dadurch auch unmittelbar in Frage gestellt fühlen.
Impulse, welche bei Interaktionspartnern des aktiven Modus entstehen können, reichen von tatsächlicher Bewunderung für die dargestellten Leistungen/Fähigkeiten, über Kränkungsgefühle bis hin zu Rechtfertigungsimpulsen. Emotional können Ärger oder Müdigkeit auftreten.
Wie der passive Modus kreiert auch der aktive Modus einen Zugzwang. Die aktive Bewältigung verlangt von Interaktionspartnern eine Reaktion: Zustimmung durch Bewunderung bedeutet auch Akzeptanz der Selbst-Aufwertung des aktiven Modus. Bei Zustimmung, Bewunderung wird indirekt auf gewisse Weise auch eine Abwertung der eigenen Person angenommen (sei sei denn, man ist hier sehr bewusst!). Eine weitere Reaktion könnte Widerspruch in Form von Rechtfertigung oder gar das Aufzählen eigener Vorzüge sein. Hier greift der Impuls, den eigenen Wert wieder aufzurichten. Man geht in den Wettbewerb um den eigenen Wert. Das zeigt wiederum an, wie sehr der eigenen Selbstwert von Zustimmung durch Außen abhängig zu sein scheint. Aktiv-passive Interaktionspartner diskutieren ihre Vorzüge oder gehen im fortgeschrittenen Stadium vielleicht dazu über, sich gegenseitig zu entwerten und zu kritisieren. Ziel hierbei ist immer, den eigenen Selbstwert zu stabilisieren. Oder auch der Kampf um Bestätigung.
Auf den ersten Blick mag es klar erscheinen: Der empathisch geprägte Mensch hält sich für weniger wertvoll (passiver Modus) und kennt Gefühle von Scham. Durch seine nach Außen transportierte Selbstabwertung (“sich klein machen”), zieht er “passende” Menschen an. Solche, die Energie einer Idealisierung zur Abwehr ihres eigenen Selbstwertkonflikts nutzen.
Für den narzisstisch geprägten Menschen ist der passive Modus daher eine Einladung. Der narzisstisch geprägte Mensch befindet sich eher im aktiven Modus, gibt sich selbstsicher und schafft Situationen, in denen er das Verlangen nach Bewunderung/Anerkennung galant und mitunter subtil transportiert. Wenn er vom passiven Modus diese Form von Bewunderung erhält, wächst seinerseits die Bereitschaft, die Quelle seiner Selbstbestätigung aufzuwerten. Generös kann er eine Zeit lang den Selbstwert des passiven Modus aufbauen (“du hast unglaubliche Vorzüge/Eigenschaften!”). Hierbei kann es bei beiden v.a. in der Anfangsphase zu rauschartigem Erleben kommen. Der aktive Modus fühlt sich auf der erhöhten Stufe sehr wohl und engagiert sich einfallsreich für die Aufrechterhaltung seiner Bestätigungsquelle – er boostet den passiven Modus im Selbstwert. Hier kann er umgarnen und Komplimente machen, dass es kracht. Dass es hierbei zentral um den eigenen Selbstwert und den Wunsch nach Erhöhung und Bewunderung geht, ist einigen Menschen mit dieser Prägung bewusst, anderen vielleicht weniger. Für Viele ist es jedoch das, was sie unter “Beziehung” verstehen.
Dieser Punkt macht das deutlich, was gemeinhin unter “Deals in Beziehungen” läuft. Es wird etwas gegeben und dafür erhält man etwas. Dieser Deal ist beidseitig und – das ist das Fatale – meist unbewusst. Auch der passive Modus (empathische Seite) wünscht sich, dass jemand von Außen seinen Selbstwert stabilisieren möge. In dieser Konstellation tut das narzisstisch geprägte Gegenüber eingangs genau das. Im Verlauf jedoch werden beide Seiten müde. Mit mehr Vertrautheit werden die kommunizierten Abwertungen durch die Selbst-Aufwertungen des aktiven Modus (narzisstischer Part) immer deutlicher spürbar und auf empathischer Seite bewusster. Verärgerung und ein gesunder Widerstand entsteht! Auch der aktive Modus ist durch die dauerhafte Selbstabwertung der empathischen Seite verärgert und genervt. Er erhält immer wieder die (unbewusste) Einladung (s.o.), diesen abzuwerten und reagiert auf diese.
Je länger die Beziehung dauert, desto mehr fallen die Hemmschwellen. Der Deal wird offensichtlicher. Und er funktioniert immer weniger. Die Bedürftigkeiten nach Anerkennung und Bestätigung (sowohl im aktiven, als auch im passiven Modus) werden immer deutlicher. Gleichzeitig sinkt bei Beiden die Bereitschaft, ihre bisherigen Rollen in diesem Spiel aufrechtzuerhalten.
In der Eingangsphase fühlen sich beide durch die Reaktion des Gegenübers in ihrem Selbstbild bestätigt, was sich angenehm anfühlt (Kongruenz). Der Selbstwert stabilisiert sich durch den Modus-Fit in der Interaktion. Schlüssel-Schloss – Klack! Und die Wurzel von Abhängigkeit.
Doch bleibt die Idealisierung irgendwann aus, reagiert der aktive Modus mit Wut – narzisstischer Wut. Der empathisch geprägte Mensch (Scham) fügt sich dem anfangs noch. Doch irgendwann merkt er, dass die mit Idealisierung seines Gegenübers einhergehende Selbstabwertung an die Grenzen des (durchaus vorhandenen!) empathischen Selbstwerts stößt.
An dieser Stelle ist es gut möglich, dass der empathische Mensch in den aktiven Modus switcht und ebenfalls mit Wut reagiert. Vielleicht Situationen aktiv kreiert, sich darstellt, seine Vorzüge benennt, um Bestätigung und Idealisierung von seinem Gegenüber zu erhalten. Die Modi sind nicht fix. Geschieht dies, kann es i.R. der empathisch-narzisstischen Dynamik dazu kommen, dass der narzisstisch geprägte Mensch dem empathischen Gegenüber eben das vorwirft (“du warst doch wütend und hast dich in Szene gesetzt!”) und sein eigenes Verhalten zuvor anderweitig zu erklären oder gar zu verleugnen versucht. An der Stelle kippen die meisten empathischen Menschen in Selbstzweifel und Vorwürfe (“das stimmt ja auch tatsächlich!”). Sie spüren hier, dass der narzisstisch geprägte Mensch “irgendwie Recht” hat und ziehen ihre gesamte Sicht der Dinge in Zweifel. Weil sie ihr eigenes Bedürfnis nach Bestätigung abgelehnt und sich ihres eigenen Spiels nicht bewusst waren, attackieren sie sich selbst und verurteilen sich hierfür.
Phasenweise kann auch der narzisstisch geprägte Mensch in den passiven Modus kippen, dem er aber nicht allzu lange gewachsen ist. Dann fluten all die gut abgewehrten und kompensierten Selbstzweifel ins Bewusstsein und lösen Panik aus (siehe Artikel über die narzisstische Wunde). Der narzisstisch geprägte Mensch kann hier durch Einnahme einer (wiederum inszenierten), devoten Opferrolle („keiner bestätigt mich!“, „ich bin ein Idiot“) die Ausgangssituation wieder herzustellen versuchen. Es kann auch sein, dass er abspaltet, flüchtet (Ghosting für das Gegenüber) oder seine Gefühle nach außen verlagert (Verleugnung, Externalisierung, projektive Identifikation).
Erlebt der narzisstisch geprägte Mensch sich längere Zeit im passiven Modus, fällt er in eine persönliche, depressive und oft suizidale Krise. Seine Schutzstrategie wirkt nicht mehr, der Turm seines Selbstbilds fällt in sich zusammen.
Interessant:
Im Rahmen des sogenannten versteckten Narzissmus kann dauerhaft der passive Modus vorliegen. Hier wird die Opferrolle instrumentalisiert mit dem Ziel, Zuspruch und Bestätigung zu erhalten. Dabei liegt der Narzissmus darin, dass betreffende Personen unwirsch und verärgert reagieren, wenn sie in ihrem Leid keinen Zuspruch bekommen oder an ihre Schöpferkraft appelliert wird. Die Aufforderung, an der eigenen Situation selbst aktiv etwas zu verändern wird vereitelt, ignoriert oder sogar mit Vorwürfen beantwortet. Der passive Modus im Rahmen des verdeckten Narzissmus ist ein Vehikel zur Sicherung von Aufmerksamkeitszufuhr. Die Aufwertung erfolgt paradoxerweise durch Zustimmung zur Opferrolle und der Anerkennung der damit verbundenen Verzichte (“du hast so viel gegeben!”). Verdeckter Narzissmus im passiven Modus gestattet keine andere Sichtweise auf die Welt und Situation, außer der des Opfers. Einen sehr interessanten Artikel darüber findest Du hier:
Verdeckter Narzissmus & Gaslighting: Das grandiose Opfer
Nochmal interessant:
Im Rahmen von Borderline-Störungen kann ein rascher Wechsel zwischen aktivem und passivem Modus stattfinden. Einmal sind betreffende Personen sehr selbstbewusst, inszenieren sich, brillieren und drehen Pirouetten. Der Selbstwert scheint hoch. Bei Dominanz des passiven Modus scheint kaum ein Selbstwert vorhanden zu sein. Klagen über die eigene Minderwertigkeit und die subjektive Benachteiligung im Leben, Ängste, Sorgen und Nöte stehen im Vordergrund. Der Selbstwert bei Borderline-Störung ist instabil und schwankend. Je heftiger die Wechsel der Modi und je stärker die situative Ausschließlichkeit der Modi (fehlende Integration), umso stärker das Ausmaß der inneren Spaltung. Man spricht auch von einem desintegrierten Strukturniveau.
Wie diese gesamte Artikelserie erkennen lässt, basieren kollusorische Verbindungen auf bewussten oder unbewussten Deals. Es werden bestimmte Rollen eingenommen, die einem Muster folgen.
Wenn Schlüssel und Schloss aufeinander treffen, kann es gewaltig klacken (rauschartiges Erleben). Anhand der detaillierten Darstellung ist zu erkennen, dass dies bis zu einem gewissen Zeitpunkt funktionieren kann.
Doch beide Beziehungspartner sind nicht authentisch, weisen desintegrierte Schatten auf und tragen ihren Konflikt weiter mit sich herum. Er wird lediglich von außen zugedeckt.
Beide weichen so einer Konfrontation von Anteilen in sich selbst aus. Das Paradoxe daran ist, dass man versucht, etwas von Außen zu erhalten, wovon man selbst innerlich gar nicht überzeugt ist.
Etwas, das niemals dauerhaft funktionieren kann.
Das Thema Selbstwert ist ein sehr komplexes und lohnt sicher nochmal einen eigenen Artikel.
Der Selbstwertkonflikt i.R. der empathisch-narzisstischen oder narzisstisch/co-narzisstischen Dynamik ist aus meiner Sicht einer der stärksten Konflikte.
Denn mit dem Lösen dieser Verbindung steht auch der durch die Beziehung stabilisierte Selbstwert auf dem Spiel. Bricht die Beziehung weg, geht auch die “Quelle” verloren.
Auch wenn die Häufigkeit von Bestätigung für empathisch geprägte Menschen im Verlauf immer weniger wird, kann die Hoffnung auf eine Rückkehr zum Anfangszustand so stark sein, dass hierfür Vieles in Kauf genommen wird.
Hier stellen sich viele Partner/innen oft die falschen Fragen (“Wird er/sie sich nicht vielleicht wieder fangen?”, “Aber am Anfang war es doch ganz anders – das steckt doch auch in ihm/ihr, oder?”).
All diese Fragen sind verständlich, die Sehnsucht ist groß.
Doch sie setzen an der falschen Stelle an. Denn erneut: Solange man sich selbst nicht entschieden hat, dass man sich selbst wichtig ist (innerer Selbstwert), kann keine gesunde Beziehung entstehen.
Es wird immer eine Abhängigkeit sein, in welcher von Außen etwas erwartet wird.
Häufig wurde v.a. auf der empathischen Seite im Verlauf die Selbst-Wertschätzung völlig verworfen und durch Wertschätzung/Bestätigung von Außen ersetzt.
Der empathische Mensch hat dabei nicht selten das Gefühl, nicht mehr aus eigener Kraft stehen zu können.
In einer solchen Situation ist die Angst davor, sich die eigenen Selbstwert-Themen und Muster anzuschauen sehr groß.
Doch hier liegt der Schlüssel zur Lösung des Musters und des Magnetismus. Eine der Türen in die persönliche Freiheit.
Vielleicht konnte Dir dieser Artikel helfen, klarer zu sehen und Dich einen Schritt weiter auf Deinem Weg in die Selbstermächtigung helfen.
Auf Deinem Weg wünsche ich Dir viel Erfolg und – alles Liebe!
Über Rückmeldungen, Empfehlungen, Bewertungen, Kommentare und das Teilen des Artikels freue ich mich sehr!
Namasté und alles Liebe,
Deine Kristina
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Offen zu sein, fällt den meisten Menschen sehr schwer. Denn - dann sind wir verwundbar…
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Das Selbstwertthema ist sehr vielschichtig. Ich frage, wo hier Selbstwertgefühl und Geliebtwerdenwollen sich treffen. Wer nicht wert ist geliebt zu werden, verliert Selbstwert (Kognition und Folge). Wer dann Illusionen aufbaut, um sich wenigstens geliebt zu fühlen, bekommt leider auch eine Illusion, die dann platzt.
Selbstwert kann da sein, aber falsch definiert. Was dann? Dann wundert sich das Wesen, dass der Selbstwert nicht bestätigt wird (von aussen).
Oder schlimmer, erst so übertrieben aufgebaut, dass es sich komisch anfühlt (du bist so toll), weil Projektion des anderen. Dann plötzlich möchte man es doch hören... und dann merkt man, dass es hohl und fassadär klingt und ist, Manipulation eben. Das tut sehr weh.
Ich kenne das Phänomen, dass ich spüre, dass ich loben soll, und nicht kann. Ich riskiere regelmäßig Streit deswegen, aber es löst so einen Widerwillen aus.
Ich fühle abgrundtiefe existenzbedrohende Angst mit psychosomatischen Reaktionen, wenn ich Trennung denke. Dabei habe ich eine eigene Wohnung in wenigen Tagen, weil es nicht mehr geht. Die Entscheidung fiel schwer, war aber eine Reaktion auf maximalen Stress, und ich frage mich trotzdem, ob es anders gehen könnte. Natürlich nicht.
Konflikt Kognition und Bauch und Fehlanpassung.
Danke für das Lesen.
Lieber Dystariel, bei den beschriebenen Reaktionen Deines Systems ist der Abstand mit Sicherheit gesund. Eine Begleitung durch einen qualifizierten Psychotherapeuten könnte stützend sein - wenn Du eine Diagnose gestellt bekommst, hast Du Anrecht auf eine von der Krankenkasse bezahlte Therapie.
Die geschilderte Situation ist sicher bereichernd für andere Mitleser, die sich vielleicht in Deinen Zeilen wiedererkennen.
Aus meiner Sicht ist Selbst-Wert etwas, das sich nicht zwangsweise aus der Rückmeldung Dritter ergibt, es ist mehr eine Selbst-Wertschätzung (Ich bin es mir wert) und entsprechende Handlungen. Das Ergebnis davon ist aus meiner Sicht Selbst-Wert. Das Erleben davon. Wenn ein Anderer uns dann entsprechend schätzt ist das ein Plus und - schön. Wir alle blühen auf, wenn wir derartige Rückmeldungen bekommen. Doch zuerst ist aus meiner Sicht wichtig, einen unabhängigen Wert in sich zu erkennen und sich zuzugestehen. Das ist auch etwas Anderes, als gesagt zu bekommen, dass man "toll" ist. Da freut sich vielleicht eher das Ego, das sich dann aufbläst und auch in gewisser Weise süchtig nach Bestätigung werden kann. Und so schwindet die Selbst-Wert-Verankerung im Innen und es braucht dann irgendwann den Menschen im Außen, der einen immer wieder mit Anerkennung und Bestätigung füttert.
So etwas lässt sich nicht einfordern oder gar erzwingen.
Liebe Grüße und - viel Klarheit, Kraft und Selbst-Wert Dir!
Kristina
Liebe Kristina, dieser Artikel ist wirklich großartig ! Ich muss ihn mir noch 1-2 Mal durchlesen, um ihn zu verinnerlichen, habe dann auch sicher ein paar Fragen dazu. Ich dachte, ich hätte schon vieles begriffen, aber für mich war v.a. die Aussage, dass der Selbstwert mit dem SelbstBILD zusammenhängt ein Augenöffner, aber auch irgendwie nachvollziehbar ... Könnte man auch sagen, dass ein zu idealisiertes Selbstbild (dem man natürlich nie gerecht werden kann) gleichzusetzen ist mit zu hohen Ansprüchen an sich ? Und wenn ja, warum hat der eine so hohe Ansprüche an sich und der andere nicht ? Kommt da das berühmte "innere Kind" in´s Spiel ? Ich habe mich zwar auch damit beschäftigt, muss für mich aber sagen, dass ich mit diesen vermeintlichen Negativsätzen nicht so viel anfangen kann. Vielleicht, weil sie wirklich SOO unbewusst sind, dass ich sie nicht in mir erkenne.
Auch deine Feststellung, dass die ständige Selbstaufwertung des einen sich für den anderen wie eine immer stärker werdende Entwertung der eigenen Person anfühlt, kann ich bestätigen.
Ich freue mich jetzt schon darauf, mehr über deine Analyse zum Selbstwert an sich zu erfahren. Die gängigen Ratschläge dazu (man soll sich mal auf die Schulter klopfen und sagen "du bist ein toller Mensch" o. so ähnlich) reichen nicht. Das ist wie ein bisschen pusten auf der Wunde, aber erklärt nicht, warum es wehtut.
Und wie du schon sagst, Dinge zu erkennen, ist der erste Schritt, um alte Denkmuster zu hinterfragen und sich ggf zu lösen.
Danke vielmals für diesen Text und ich hoffe, der nächste ist schon im Entstehehen ....
Liebe Grüße,
Carolyn
Liebe Carolyn, Danke Dir für die liebe Rückmeldung. Ich freue mich über Deine Erkenntnisse und dass der Artikel Dir nutzt. Und noch so viele Fragen. Ja, der Verstand versucht da viel "nachzuholen". Die Frage des Selbstwertempfindens ist verbunden mit der Frage "Glaube ich, dass ich wertvoll bin - so wie ich bin, mit allem, was dazugehört". Und da stößt das Selbstbild, das Ideal-Selbst, was ich sein will oft an Ablehnung dessen, was da noch so alles ist. Dabei geht es um das Ganze, unser Ganzes als Mensch. Es geht oft vielmehr darum, den Selbsthass loszulassen und den eigenen Wert zu erkennen - denn der ist da. Leider sind wir Menschen es so gewöhnt, diesen Wert von unserem fixen, konstruierten Selbstbild abzuleiten. Daher ist es oft eben nicht tief genug, wenn man sich nur selbst auf die Schulter klopft - es tief in sich aber gar nicht glaubt. Man versucht nur, das Ego zu streicheln. Dieses Thema reicht tiefer. Aber das sprengt den Rahmen an dieser Stelle...;-)....Diese Prozesse hin zu diesem "Wertvoll fühlen" sind individuell und führen oft durch viele Fehlannahmen hindurch.
Liebe Grüße zurück,
Kristina