Lumbini – Geburtsort des Buddha
Nach den gestrigen Strapazen bin ich einfach nur erleichtert, an diesem spürbar friedlicheren Ort zu sein. Die Nepali sind im Vergleich zu den Menschen aus Indien gefühlt zurückhaltender, bemüht höflich und vorsichtig. Eine Wolke aus Friedfertigkeit und verspielter Gelassenheit – und ich mittendrin. Hier geht alles viel „leiser“ von statten. Gestik, Mimik und Sprache sind filigraner, die Ausdrucksweise alles andere als grob. Hier in Lumbini hatte ich bereits letztes Jahr ein überwältigendes Erlebnis, als ich bei meiner spontan sehr kurz gehaltenen Durchreise den Geburtsort von Siddharta Gautama besuchen durfte.
Buddhas Geburtsstätte und die heiligen Gärten
Im Zentrum von Lumbini befinden sich die riesigen und weitläufigen Gärten. Die eigentliche Geburtsstätte Buddhas befindet sich nur ca. 20 Gehminuten von unserem Hotel entfernt. Das umzäunte Grundstück der „heiligen Gärten“ darf nur barfuß betreten werden. Die Schuhe müssen zuvor in einem rieisgen, eigens dafür vorgesehenen Schuhregal abgestellt werden. Inmitten der heiligen Gärten findet sich ein auf den ersten Blick sehr unscheinbares weißes Gebäude. Darin und darum herum befinden sich Überbleibsel von Grundmauern und Säulen der hier einst existierenden Tempelanlage.

Buddha´s Geburtsstätte in Lumbini, umgeben von den heiligen Gärten
All das ist ziemlich unspektakulär für mich (gewesen). Auch jetzt empfinde ich dabei gar nichts. Was mich letztes Jahr so unvorbereitet getroffen und bis tief ins Mark berührt hat, war der Anblick (oder auch die Nähe) zum Grundstein – dem Stein, auf dem der Buddha tatsächlich geboren sein soll.
Alles ist gut
Ich rechne nicht damit, die schwer in Worte zu fassende Erfahrung des letzten Jahres noch einmal zu machen. Trotzdem passiert es. Die Kraft und Ausstrahlung dieses Platzes lässt mich innerlich und äußerlich verstummen. Sie legt einen Teil in mir frei, zu dem ich sonst keinen Zugang zu haben scheine. Alle inneren Türen gehen auf. Ich werde durchlässig und etwas sehr Weiches, Warmes und Helles breitet sich in mir aus. Die Tränen fließen. Der Kloß im Hals löst sich. Etwas fällt von mir ab. Alles ist gut. Und das ist kein flacher Spruch, auch keine Erkenntnis im Kopf – es ist ein Gefühl. Eine Gewissheit. Was auch immer „gut“ bedeutet. Alles ist. Und daher bedarf es auch keiner weiteren Diskussion oder irgendwelcher Anstrengungen zur Veränderung. Die Geburt von wahrer Akzeptanz. Mit dem Gefühl tiefer Dankbarkeit und innerem Frieden laufe ich – immer noch unter Tränen der Rührung – in die heiligen Gärten.
In den heiligen Gärten
Hier leben duzende sehr alte, durch zahlreiche Gebetsfahnen miteinander verbundene Bäume. Es ist ein richtig buntes Netz aus Fähnchen. Um einige Bäume sind einfache Holzbänke angebracht, die zum Verweilen und Meditieren einladen. Der größte Baum ist der „Bodhi-Baum“, dessen Stamm unter all den bunten Fahnen fast gar nicht mehr zu sehen ist. Hier bringen Menschen Räucherstäbchen und Geldscheine als Opfergaben dar.

Menschen und bunte Gebetsfahnen in den heiligen Gärten von Lumbini
Die Atmosphäre hier ist so friedlich! Hier springen hunderte von Menschen umher, schießen Bilder von sich, dem Platz, auch uns (wiederum die Selfie-Nummer), aber all das stört überhaupt nicht wirklich. Der leise Klang dieses Friedens schließt alles mit ein und lässt es da sein. Wir sitzen eine ganze Weile einfach nur unter einem Baum in einiger Entfernung zum Trubel und nehmen all das in uns auf. Zwei Gärtner lassen sich unweit von uns im Gras nieder und essen gemeinsam in der Sonne zu Mittag. Ich bin völlig zufrieden.

Zwei Gärtner genießen ihre Mittagspause
Spaziergang durch den übrigen Teil der Gärten
An diesem warmen und sonnigen Nachmittag laufen wir danach durch den übrigen Teil der Gärten. Entlang an einem Kanal, auf dem auch kleinere Boote Passagiere hin- und herfahren. Am anderen Ende des Kanals sehen wir die weiß leuchtende „Peace-Pagoda“, die wir aus Zeitgründen leider nicht erreichen (Check-out-Time).

Pendelboote auf dem Kanal verkürzen in den weitläufigen Gärten den Weg zur Peace-Pagoda, Lumbini
Linksseitig tauchen irgendwann auf halber Strecke die von verschiedenen Ländern zu Buddha´s Ehren errichteten Tempelbauten auf. Die Gebäude sind alle noch sehr jung und haben keine historische Bedeutung, sind aber zum Teil dennoch sehr schön anzusehen. Hier findet sich auch ein Kloster für buddhistische Nonnen, was mich persönlich sehr freut.
Am Ende unseres Spaziergangs landen wir wieder im Hotel „Little Buddha“, das mit seinem freundlichen Personal und den wirklich schönen Räumlichkeiten sehr zu empfehlen ist!
Mit dem Nachtbus nach Pokhara
Um 17:30 Uhr werden wir in Hotelnähe von unserem Bus aufgesammelt. Bis dahin habe ich mir mithilfe des sehr netten Hotelmitarbeiters eine nepalesische SIM-Karte besorgt und etwas gegessen. Geleen fühlt sich nicht so gut und verzichtet. Der Bus ist eingangs ziemlich leer. Hinter uns sitzt ein nettes Pärchen aus Burma, mit denen wir gleich ins Gespräch kommen. Der alte knatterige Bus hält auf der Fahrt mehrmals an, um Fahrgäste einzusammeln. Im Verlauf der nächsten Stunden füllt sich der Innenraum so enorm, dass einige Gäste sogar auf Reissäcken im mittlerweile vollgepackten Mittelgang Platz nehmen müssen. Irgendwann stellen wir geschockt fest, dass im Bus wohl eine Ziege mitfährt. Sie meckert zurecht mehrmals hörbar – und zwar im Laderaum unten! Das arme Tier ist wohl irgendwann so geschockt, dass es keinen Mucks mehr von sich gibt (aber sie überlebt es).
Die Leute bringen hier auch mal 40 kg Hühnerfutter mit, das dann irgendwo hin muss. Da der „Kofferraum“ schon voll ist, bleibt da nur der Mittelgang.
Das Sitzen wird mit zunehmender Zeit immer unbequemer und schwieriger, mitunter sogar schmerzhafter. Durch die Fenster zieht der Fahrtwind herein und ich friere. Mit diesem Temperaturabfall habe ich nicht gerechnet – meine Jacke ist im großen Rucksack im Laderaum.
Drei nepalesische Männer fangen nachts um 2 Uhr auf einmal an, einige Lieder auf Nepali zu singen und einer von ihnen lächelt mich an und sagt: „Peace for all people – all nationalities!“. Ich lächle zurück und freue mich mal wieder: Ach, Nepal! 🙂 Trotzdem krabbelt mir die Müdigkeit in die Glieder. Schlafen kann ich in dieser Haltung kaum. Geleen ist fast wie „ausgeknippst“ und schläft wiederum augenscheinlich auch in dieser Situation äußerst gut.
Ankunft in Pokhara
Morgens um 5 Uhr erreichen wir den Busbahnhof von Pokhara. Einige extrem unverschämte Taxi-Angebote schlagen wir aus und beschließen zumindest einen Teil in Richtung unseres Hotels Silver Oaks Inn zu laufen. Ob ich die 38 Minuten durchhalte, ist noch unklar. Nach 15 Minuten fährt ein Van langsam an uns vorbei und wir fahren für 20 Rupien bis Lakeside mit. Von hier sind es nur noch wenige Gehminuten. Das Silver Oaks Inn ist wunderschön, aber die Rezeption ist noch unbesetzt. Der Nachtwächter lässt uns herein. Wir bekommen Frühstück, müssen aber noch bis 9:30 Uhr warten, bis wir das Zimmer beziehen können. In dieser Zeit schlafe ich mehrmals fast sitzend am Tisch ein. So unfassbar müde war ich schon sehr lange nicht mehr.
Pokhara – Lakeside
Von hier aus soll unsere Wanderung starten. Wir organisieren und planen den Trek, kaufen notwendiges Wanderequipment im „Yak and Yeti“-Trekking-Equipment-Shop. Einer der wenigen Anbieter hier, die bei Tripadvisor wirklich gute Bewertungen erhalten haben. Wir erhalten für kleines Geld günstige „Fake“-Markenprodukte, die qualitativ einen robusten und guten Eindruck machen. Der Besitzer ist völlig offen und will uns auch nichts aufschwätzen, rät uns im Gegenteil davon ab, mehr als notwendig zu kaufen. Auf jeden Fall für all diejenigen weiterzuempfehlen, die sich in Pokhara gut und günstig aus- oder nachrüsten wollen.

Spaziergang inmitten des bunten Treibens, Lakeside, Pokhara
Nix ist fix – Planänderung?
Unsere Pläne bzgl. der Wanderung und des Startzeitpunkts werden durch eine fiese Magen-Darm-Geschichte torpediert. Ich bleibe komplett verschont und die Ursache des Leidens unklar. Ist der Annapurna Circuit für uns noch realistisch? Die extrem beanspruchende Wanderung sollte in guter körperlicher Verfassung erfolgen. Wir müssen für den Circuit mindestens 14 Tage einrechnen und das ist schon knapp bemessen. Am 17.12. geht mein Flieger zurück nach Deutschland. Eigentlich standen auch noch ein paar Tage Kathmandu auf dem Plan. Bis jetzt „verlieren“ wir erstmal einen Tag hier in Pokhara. Das hat aber auch sein Gutes – denn mit Erholung hatte die Reise bisher noch nicht so viel zu tun. Die Aufregung stand deutlich im Vordergrund ;-). Momentan ist unklar, wie es weitergehen wird. Können wir unsere Wanderung machen und den „Thorang-La-Pass“ überqueren?
Wie die Geschichte weitergeht, erfährst Du im nächsten Teil meines Blogs Indien/Nepal 2017.
Wenn Dir dieser Bericht gefallen hat, findest Du hier die anderen Teile des Reiseblogs:
1. Indische Impfung – Delhi: Erste Eindrücke
2. Jaipur – auf der anderen Seite: Al Capone und der Sternensaphir
3. Agra und das Taj Mahal: Endlose Liebe und Trauer
4. Von Agra nach Lumbini – Escaping India: Odysee in 33 Stunden
Auf Facebook und Instagram findest Du zudem weitere Bilder und Eindrücke zu meiner Indien-/Nepal-Reise 2017.