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Was ist eine toxische Beziehung?
Der Begriff “toxische Beziehung” wird heutzutage sehr oft verwendet und so ein bisschen erweckt es den Eindruck, als könne man fast jede Beziehung als “toxisch” bezeichnen. Oder zumindest “toxische Elemente” in ihr finden. Und ich glaube im weitesten Sinne trifft das auch zu. Jede Beziehung enthält Elemente, die mehr oder weniger “nicht gesund”, d.h. nicht zu unserem eigenen höchsten Wohl sind.
Wir müssen mit dieser Begrifflichkeit sehr achtsam sein, denn – Be-ziehung ist in jedem Fall immer ein Erlebens- und Wachstumsfeld. Jede Beziehung stellt uns im Grunde genommen die Frage, wer wir wirklich sind oder sein wollen. Jede Beziehung kann uns helfen, so immer mehr in ein Bewusstsein darüber zu gelangen, wer wir sind, was wir leben und ausdrücken wollen. Und um zu entscheiden, was und wer wir sind, müssen wir auch manchmal das Gegenteil von dem erfahren, was wir sind. Um dann zu erkennen, wer wir sind.
Nach meinem Verständnis zeichnet sich eine “toxische Beziehung” im Außen dadurch aus, dass die Beteiligten sich gegenseitig davon abhalten, diese Wahl und Entscheidung (wer sie sind) bewusst zu treffen.
Vielleicht hast Du schon ein wenig in meinem Blog gestöbert und bist auch auf die Artikel zur empathisch-narzisstischen Dynamik gestoßen? Dieses Beziehungsspiel, das sich durch die Einnahme komplementärer Rollen bezüglich gemeinsamer, innerer Konflikte und einen damit einhergehenden Magnetismus, eine Anziehung auszeichnet, ist ein sehr gutes Beispiel für eine toxische Beziehung (einen Artikel zu 12 Anhaltspunkten einer toxischen Beziehung findest Du hier).
In einer toxischen Beziehung orientiert sich das Geschehen an einem inneren Drehbuch der Beteiligten. Die ineinander greifenden Abläufe einer toxischen Beziehung folgen einem bestimmten Muster auf beiden Seiten. Diese wiederholen sich und verunmöglichen eine Weiterentwicklung. Eine Folge davon ist das Gleiten ins Drama-Dreieck und die Aktivierung von das Bewusstsein verschleiernden Notfallprogrammen. Die Beteiligten fallen in einen Ausnahmezustand und beginnen, gegeneinander zu kämpfen – ohne dass sie sich der darunter befindlichen Themen bewusst werden. So bleiben die inneren Konflikte unbeachtet und die Beteiligten sind unbewusst in einer selbst auferlegten Begrenzung gefangen. Diese fiktive, auf Fehlprogrammierungen basierende, innere Begrenzung löst Ärger, Wut, Trauer und Verzweiflung aus.
Eine toxische Beziehung im Außen hält vom Blick nach innen ab. Nur der Blick nach innen ermöglicht einen Ausstieg aus dem Drama im Außen. Jede toxische Beziehung im Außen deutet darauf hin, dass wir selbst mit Aspekten in uns in einer “toxischen Beziehung” stehen. Diese toxische Beziehung im Inneren, verhindert das Wachstum im Außen. Nach meinem Verständnis besteht eine toxische Beziehung immer dann, wenn sie uns von der Entwicklung unserer Liebesfähigkeit, von Selbstausdruck, Mut und Bewusstsein abhält und wir uns in einen Käfig aus selbstauferlegten Beschränkungen einsperren (lassen).
Kann eine toxische Beziehung funktionieren?
Diese Frage beschäftigt sehr viele Menschen. Auf meinem YouTube-Kanal habe ich mich dieser Frage in zwei Videos ausführlich gewidmet. Du kannst diese Videos gerne ergänzend zu diesem Artikel nutzen:
5 fehlende Grundlagen einer gesunden inneren und äußeren Beziehung - Die Basis toxischer Beziehungen
In einer toxischen Beziehung sind einige für eine gesunde Beziehung notwendige Grundlagen nicht (ausreichend) vorhanden. Diese Grundlagen fehlen den Beteiligten in der inneren Beziehung zu sich selbst! Diese fehlenden Grundlagen wirken auf die Entstehung toxischer Beziehungen im Außen ein:
Vertrauen: Manipulation, Entwürdigung und harsche Kritik bis zur Abwertung, haben Brüche ins Vertrauen geschlagen. Die Beteiligten agieren u.a. aus unreflektierten Schatten und ungelösten Konflikten. Das wird nicht bewusst gesehen, aber gespürt. Auf einer tieferen Ebene vertrauen sie weder sich selbst, noch dem Gegenüber. Sich miteinander zu entspannen oder sich “fallenzulassen”, fällt schwer. Das Miteinander ist von Vorsicht geprägt. Man zweifelt an den “guten Absichten” des Anderen (und den eigenen). Die Beteiligten fühlen sich voneinander gegängelt, übersehen, angegriffen und verletzt. Beide haben das Gefühl, der Beziehung nicht vertrauen zu können. Hintergrund: Im Innenleben der Beteiligten fehlt es ebenfalls an Vertrauen. Sie glauben, sich an einer Stelle nicht zeigen, öffnen und fallenlassen zu können (Schatten, Tabus…). Oder sie misstrauen ihren eigenen Motiven und ihrer Liebesfähigkeit.
Commitment: Die Beteiligten können sich weder komplett zu sich selbst, noch zueinander wirklich bekennen. Das “Ja”, das sie sich selbst und der Beziehung geben ist nicht konstant, sondern Schwankungen unterworfen. Beide lehnen Aspekte von sich selbst und am Anderen ab. Bei auftauchenden Problemen sucht ein Part das Weite (Verlassen des Commitments zur Beziehung). Der andere Part erlebt Angst und versucht, das Commitment des Gegenübers zu “erzwingen”. Er läuft hinterher, hakt nach. Dabei verliert dieser Part oft sein eigenes Self-Commitment, sein “Ja zu sich selbst” als eigenständige Person.
Respekt/Achtung: Die Beteiligten respektieren und achten einander nicht vollständig. Weil sie einander nicht vollständig sehen (können/wollen). Häufig wirken Erwartungen und Projektionen unbewusst ein (“So sollte es sein!”). Dabei verlieren sie aus den Augen, wie es wirklich ist. Weil das Gegenüber nicht dem Bild oder den Erwartungen entspricht, soll das Gegenüber sich ändern. Dadurch generieren die Beteiligten immer wieder das Gefühl von Ablehnung. Es fällt schwer, jenseits der eigenen Erwartungen aufrichtig zu sehen, wie das Gegenüber wirklich in seiner Gesamtheit ist. Das verhindert eine kraftvolle und ehrliche Entscheidung (Self-Commitment) auf Basis von Akzeptanz und Respekt der Individualität des Anderen (“Wenn der Andere so ist und ich so bin, was bedeutet das dann für mich?”). Häufig wird im Fokus auf die Veränderung des Gegenübers, auch die Selbst-Achtung und der Selbstrespekt aus den Augen verloren (“Wer bin ich und was will ich? Wo sind meine Grenzen?”).
Ehrlichkeit/Offenheit: Die Beteiligten nehmen zunehmend Abstand davon, einander offen und ehrlich zu begegnen. Die Beziehungsgestaltung wird auf gewisse Weise strategisch (“Was kann ich sagen und was eher nicht? Erreiche ich damit mein Ziel?”). Die Beteiligten wollen Dinge voreinander verbergen, weil das Vertrauen fehlt (s.o.). Dazu besteht häufig eine Unehrlichkeit sich selbst gegenüber. Im Bereich der inneren Beziehung verbergen beide auch Dinge vor sich selbst, die schambesetzt sind oder nicht ins Selbstbild passen.
Gesunde Grenzen: All die Punkte zusammengenommen, verunmöglichen die gegenseitige Achtung und das Setzen gesunder Grenzen. Die Beteiligten übertreten die Grenzen des Anderen, wühlen ungefragt im Innenleben des Gegenübers herum (Respekt/Achtung) und befeuern so eine ungesunde Verstrickung. Je weiter diese fortschreitet, um so mehr entfernen sich die Beteiligten von einer gesunden Beziehung zu sich selbst. Sie hängen im “Feld” des Anderen. In der inneren Beziehung zu sich selbst, fehlt es ihnen zunehmend an Selbstachtung, Ehrlichkeit und Self-Commitment. Die Beteiligten sind innerlich nicht “bei sich”, sondern beim Anderen. Die inneren Grenzen fehlen.
Die fehlenden Grundlagen wirken auf die gesamten Prozesse, die Dynamik toxischer Beziehungen ein. Die nachfolgenden drei Phänomene tauchen in äußeren toxischen Beziehungen sehr häufig auf. Sie zeigen, wie fehlende Grundlagen einer gesunden Beziehung zu Dir selbst zu ungesunden Dynamiken in äußeren toxischen Beziehungen führen können.
3 Phänomene in toxischen Beziehungen
1. Tabus und innere Verbote – Scham, Schuldgefühle und Schattenthemen
Scham ist die Wurzel von so viel Leid und Schmerz. Wir Menschen schämen uns für so viele Dinge. Über die Jahrzehnte, Jahrhunderte wurden uns Scham und Schuldgefühle gesellschaftlich anerzogen (Fehlprogrammierungen). Nehmen wir beispielsweise unsere Sexualität. Wir merken, wie schambesetzt dieses Thema ist, wenn wir uns ansehen, wie viele Menschen Probleme damit haben, ihre Sexualität zu genießen oder in einer Natürlichkeit darüber zu sprechen. Wir schämen uns für “böse Gefühle”, wie z.B. Neid, Wut, Eifersucht usw. Themen und Gefühle oder Triebe. Dann schieben wir sie in eine dunkle Ecke unseres Bewusstseins und schauen lieber weg. Hier entsteht die toxische Beziehung im Inneren. Wir haben keine gesunde Beziehung zu diesen Aspekten. Sie sind “verboten”. Das fehlende Self-Commitment und die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber leiden hierunter deutlich.
Das Abgelehnte wird zu machtvollen Schattenthemen und Tabus. Mit diesen betreten wir auch unsere äußeren Beziehungen. In äußeren toxischen Beziehungen werden diese Schattenthemen ausgeklammert. Doch deshalb sind sie keinesfalls “weg”. Im Gegenteil: Sie können unbewusst unsere Beziehungen steuern und prägen. Nicht weil wir diese Aspekte haben, sondern weil wir sie aus Scham verleugnen und ablehnen.
Scham und Schuldgefühle schaffen eine toxische Beziehung zu Aspekten, die in uns sind. Eine toxische Beziehung im Außen lebt oft davon, dass die Beteiligten vor sich und ihrem Gegenüber bestimmte Schattenthemen aussparen. Das ist der zentrale Grund, weshalb die Beteiligten unmittelbar an die Decke gehen, sobald diese Themen angetriggert werden. Oder aber zu viel über sich ergehen lassen, weil sie nicht aufbegehren dürfen.
Das Denken, Fühlen und Handeln ist von Scham und Schuld begleitet. Wir erlauben uns nicht, ganz da zu sein (Self-Commitment).
Ansatzpunkt: Tabus, Verbote und Schatten anzuerkennen, wäre ein Schritt in Richtung einer gesunden inneren Beziehung. In Richtung Self-Commitment und Ehrlichkeit. Der Beginn einer versöhnlichen Integration, das Auflösen der toxischen Beziehung nach innen. Nur wenn wir nach und nach in Frieden mit allen unseren Teilen kommen, werden sich auch die äußeren Beziehungen verändern.
2. Fehlende Klarheit darüber, wer Du bist – das Pendeln zwischen Polen
Was uns in einer toxischen Beziehung halten kann ist die eigene fehlende Klarheit darüber, wer wir in Bezug auf diese Beziehung sind oder sein wollen. Zu einem Zeitpunkt sind wir wütend, wollen uns abgrenzen und unser eigenes Ding machen. Ein Teil in uns (wir nennen ihn Teil A) tobt. Er klagt an, zeigt mit dem Finger auf den Anderen uns lässt Dich fühlen: “Mit mir nicht mehr! Jetzt ist Schluss!”. Kurze Zeit später meldet sich ein anderer Anteil in Dir (wir nennen ihn Teil B). Dieser merkt, dass er alleine ist, einsam und – leidet darunter. Er hat das Bedürfnis nach Verbundenheit und Zugehörigkeit. Plötzlich tauchen Schuldgefühle auf, weil zuvor ja “so böse” über das Gegenüber gesprochen wurde. Wie ein Pendel schlägt das Erleben in die entgegengesetzte Richtung um. Vergessen ist die Klarheit, die aus der Wut zuvor gesprochen hat. Entgegen unseres Vorsatzes und unserer Aussage treten wir dann doch wieder in Kontakt mit dem Menschen, über den Teil A sich so aufgeregt hat. Weil Teil B es sich so sehnlichst wünscht und das Bedürfnis hat. Damit wird Teil A auf einmal komplett ignoriert, die vorigen Gefühle und Erkenntnisse werden nicht einbezogen. Es findet keine Integration statt. Von den o.g. Größen fehlen hier: Self-Commitment, Selbstachtung und -respekt, sowie gesunde Grenzen).
Das Pendeln zwischen diesen beiden Polen verunmöglicht Klarheit auf die Frage “Wer bin ich und wer möchte ich sein?”.
Eine innere toxische Beziehung zeichnet sich dadurch aus, dass eine fehlende Integration dieser inneren Aspekte vorliegt. Teil A und Teil B scheinen fast unabhängig voneinander zu agieren und veranlassen uns zu völlig verschiedenen Entscheidungen im Außen. Das ist eine Form der Toxizität. Die Crux: Teil A wird ignoriert, um wieder in Kontakt treten zu können. Die Bedürfnisse von Teil B werden befriedigt, was aber zu einer gesteigerten Wut führt. Weil Teil A ignoriert wird.
Diese Wut wird immer stärker. Wenn das Gegenüber sich dann nicht so verhält, wie (von Teil B) erwartet, wird Teil A umso wütender. Um diesen inneren Konflikt nicht zu spüren, wird die Wut auf Denjenigen projiziert, der sich vielleicht wie ein Idiot, aber eben wie immer verhalten hat. Der Grund für die innere Wut: Im Zustand der Bedürftigkeit von (Anteil B) sind wir bereit, unsere eigene Verletztheit und Wut auszublenden (auf die Wahrheit von Anteil A zu verzichten). Wenn wir dann wieder verletzt werden, wird das Ausgeblendete wieder aktiv und noch stärker. Eine innere toxische Beziehung.
Was es braucht: Eine gesunde Konsequenz, die sich aus der liebevollen Berücksichtigung aller in uns vorhandenen Aspekte ergibt.
Sonst kann sich dieses Pendelspiel sehr, sehr lange fortsetzen. Die innere toxische Beziehung hält die äußere toxische Beziehung aufrecht.
Es braucht eine unbedingte Integration und ein ehrliches “auf-sich-selbst-blicken”: Wie gehe ich mit mir und meinen inneren Aspekten um? Höre ich mich und gehe auf mich ein? Kann ich alles in mir berücksichtigen, ohne etwas auszublenden?
3. Das Gegenüber als Stellvertreter des eigenen Selbst – Das Ausblenden von Unsicherheit
Das Drama der toxischen Beziehung im Außen kann uns irrwitzigerweise willkommen sein. Weil es uns davon ablenken kann, wichtige innere Themen anzugehen und uns unserer Unsicherheit zu stellen. Viele Betroffene verfangen sich in äußeren Beziehungen. Dort sind Meinung, Haltung und Aussagen des Gegenübers der Maßstab ihres Verhaltens. Vielleicht, weil sie in sich unsicher und daher dankbar sind, wenn jemand “das Ruder in die Hand nimmt”.
Die Beziehung zum eigenen Selbst und der Selbstausdruck leiden hierunter. Äußerlich auf Empfang bezüglich dessen, was von uns erwartet wird, verliert die Beziehung zu unserem eigenen Selbst an Beachtung. Der Zugang zu unserer Instinktnatur geht verloren.
Das eigene Selbst kommt gar nicht zu Wort, wird überhört – diese innere Beziehung ist toxisch. Die Folge ist eine ungesunde, toxische Abhängigkeit im Außen – in unseren persönlichen Beziehungen.
Eine tiefe, innere Unsicherheit in verschiedenen Lebensfragen kann der Grund hierfür sein. Wir wissen nicht, wer wir sind oder sein wollen. Weil es irgendwie gelernt wurde, unser Sein davon abhängig zu machen, was “gebraucht wird”.
Dann wird das Gegenüber zum Stellvertreter für das eigene Selbst gemacht. Eine willkommene Einladung für all die Menschen, die Einfluss und Kontrolle auf andere Menschen nehmen, um ihrer eigenen Angst aus dem Weg zu gehen. Die Eigenmacht und Eigenverantwortung wird abgegeben, wir werden beeinfluss- und manipulierbar.
Wenn wir unser Selbst nach den Bedürfnissen Anderer formen, Eigenmacht und Selbstbestimmung an einen kontrollierenden Menschen abgeben, kreiert das eine toxische Beziehung im Außen. Sichtbar auch am Konflikt Unterwerfung vs. Kontrolle.
Wir erteilen dem, was und wer wir wirklich sind, eine Absage.
Was es braucht: Sich eigenen Unsicherheiten zu stellen und eine gesunde Beziehung zu unserem Selbst aufzubauen, diese Verbindung zu stärken.
Wenn wir damit beginnen, unserem Selbst zu vertrauen, dass es uns die Richtung zeigen kann, löst sich die toxische Beziehung nach innen (und dann auch im Außen) langsam auf.
Tun wir das nicht, wird die toxische Beziehung im Außen weiter bestehen müssen, weil wir die für uns notwendigen, gesunden Schritte nicht gehen. Weil wir nicht bereit sind, uns unserer Unsicherheit zu stellen und daran zu wachsen.
Ohne Beziehung zu unserem eigenen Selbst, müssen wir anderweitig Orientierung finden. Wir ernennen unbewusst jemand Anderen zum Stellvertreter. Wir blenden unsere Unsicherheit aus und haben dann auch das Gefühl den Anderen zu “brauchen”.
Eine Täuschung mit ungesunden Folgen: Wir kreieren eine Form von Abhängigkeit, gegen die wir uns dann wieder wehren werden, weil etwas in uns ganz genau spürt, dass es unser eigenes Selbst sein sollte, das die Richtung vorgibt.
Dazu gehört auch, dass wir all das annehmen, was zu uns gehört. Selbst dann, wenn gewisse Gedanken, Gefühle und Motive uns unangenehm oder peinlich sind. Was geschehen kann, wenn Seelenanteile flüchten, habe ich in diesem Erfahrungsbericht festgehalten. Jede Ablehnung von uns selbst ist eine Form von fehlender Integration. In diese offenen Räume können dann die Werte, Ansichten, Bedürfnisse anderer Menschen einziehen – ohne dass wir das merken.
6 Punkte zur schrittweisen Heilung der toxischen Beziehung zu Dir selbst
Die drei og. Phänomene sind nur Ausschnitt für eine viel größere Bandbreite an Parallelen zwischen innerer und äußerer toxischer Beziehung.
Für diese drei Phänomene und die fehlenden fünf Grundlagen der inneren Beziehungsgestaltung möchte ich Dir gerne folgende 6 Punkte mitgeben:
1. Schäme Dich nicht – für egal, was. Alles, was in Dir ist, ist menschlich und gehört zum Spektrum menschlicher Erfahrungen. Das bedeutet nicht, dass Du diesen Aspekten Kraft geben oder sie ausagieren musst! Doch Ablehnung oder Scham und Schuld helfen gewiss nicht dabei, diese Aspekte auf gesunde Weise zu integrieren. Erlaube Dir, alles zu fühlen und beobachten! Falls Scham und Schuld auftauchen, fühle Dich bitte nicht auch noch dafür schuldig (Ja, wir Menschen sind so wirr!). Beobachte Deine Empfindungen und Bewertungen, aber gebe ihnen keine Kraft.
2. Breche Tabus in Dir selbst ganz bewusst, indem Du mit einer gewissen Neugier und Objektivität an Deine Impulse, Empfindungen und Dein Innenleben herantrittst: “Spannend, dass das auch in mir da ist…” und ergänze im Fall von Selbstverurteilungen einfach: “Und auch spannend, dass ich das gleich verurteilen will…”. Dadurch schaffst Du eine gewisse Distanz zu den Selbstverurteilungen und -abwertungen.
3. Betrachte das Wechselspiel Deiner Aspekte und Zustände (Wut vs. Bedürfnis) und erkenne alle Teile (oder auch andere widerstreitende Impulse in Dir) als gleichwertig an. Erlaube Dir, alles zu fühlen. Ist ein Aspekt im Vordergrund, hole Dir ganz bewusst das Erleben und die Wünsche des anderen Aspekts hinzu. Versuche bei Entscheidungen beide Seiten gleichermaßen anzuhören und nichts auszuklammern. Frage Dich: “Ist meine jetzige Entscheidung mit dem zu vereinbaren, was ich zum früheren Zeitpunkt gefühlt und beschlossen habe? Berücksichtige ich gerade ausreichend, wie es mir ging?”
4. Reflektiere aufrichtig, welche Rolle Dein Gegenüber für Dich in Deinem Leben eingenommen hat. Wurde er/sie irgendwie zum Stellvertreter Deines Selbst? Eruiere und fühle in Dir nach, wie aufrichtig und ehrlich Du Dich gerade aus Deinem Selbst heraus ausdrückst. Spüre nach, wie gut Du Deine eigene innere Stimme hörst. Weißt Du, wer und was Du bist und wer und was Du sein willst? Bist Du unsicher? Wagst Du es, diese Unsicherheit anzuerkennen und zu bejahen und trotzdem damit zu beginnen, auf Deine eigene Stimme zu hören? Dich ernst zu nehmen?
5. Arbeite mit den fünf Grundlagen für eine gesunde, innere Beziehung! Frage Dich: “Wie kann ich mir selbst gegenüber heute mehr Vertrauen, Respekt/Achtung, Ehrlichkeit/Offenheit, gesunde Grenzen und Self-Commitment zum Ausdruck bringen?”
6. Arbeite mit der Vereinigung an vermeintlichen Widersprüchen in Dir und lerne Vertrauen aufzubauen, dass alles in Dir seinen Sinn, Zweck und seine Daseinsberechtigung hat. Und – gestehe das auch Anderen zu!
Um auch die unterbewussten Schichten bei diesem Prozess einzubeziehen, wurde eigens hierfür eine Trance-Session entwickelt:
Audio | TRANCE & TIEFENENTSPANNUNG
Unabhängig von der Art der Beziehung sind es immer dieselben inneren Variablen, die gesunde Verbundenheit verhindern (inklusive gesunder Grenzen) und ungesunde Konstellationen aufrechterhalten. Veränderungsresistente Blockaden liegen oft in tieferen Schichten: Unserem Unterbewusstsein. Emotionale Programme, Überzeugungen und Ängste sind hier verankert und können uns daran hindern, voranzugehen.
Die Trance-Session Gesunde Verbundenheit mit Dir & Anderen spricht genau jene Größen in Deinem Unterbewusstsein sanft an und lädt sie (gemäß Deines freien Willens!) zur Transformation ein.
Ich wünsche Dir wertvolle Erkenntnisse und heilsame Schritte auf dem Weg zu einer gesunden Beziehung zu Dir selbst.
Mit ALLEN Deinen Teilen!
Mögest Du ganz, heil und präsent sein.
Namasté
Deine Kristina
Photo by Kranich 17 on Pixabay
4 Antworten
Liebe Kristina, nun hatte ich gleich mehrere Anläufe genommen, , um Deinen Artikel zu lesen. Etwas in mir verschleiert und vernebelte dabei meinen Verstand sodass ich erstmal nicht verstehen konnte, was ich da gerade las. Ich dachte nur zwischendrin: das trifft ins Schwarze! Was denn nun eigentlich davon, verstand ich bis dahin nicht oder vergaß es sogar sofort wieder.
Nun endlich konnte ich Deinen Artikel mit größerer Offenheit meines Geistes lesen und annehmen.
Es schmerzt. Es scheint für mich genau so immer und immer wieder zu laufen. Nach meiner letzten schmerzvolles und für mich bis jetzt unverständlichen Erfahrung spürte ich nur, es wäre notwendig eine längere Zeit nur mit mir zu sein und so nah wie möglich an mir dran zu bleiben. Der Schmerz ist immer noch da, aber das Begreifen darüber, wie ich mit mir bin und war, das auch. Ich habe nun immer klarer, wer ich in Bezug auf mich sein will, was Zeit braucht und meine eigene innere Unterstützung, um mich weiter zu entdecken. Das ist verdammt ungewohnt.
Danke, liebe Ulrike Peters für diese Arbeit!
Mit sehr dankbaren Grüßen
Liebe Anna,
es ist ein Weg und in erster Linie ist es wichtig, sich selbst mit Verständnis und Geduld zu begegnen. Es gibt so viele Möglichkeiten, Heilung ins Herz zu lassen. Doch es braucht Zeit – so dass die Prozesse sacken können. Ein Schritt nach dem Anderen. Deine Worte sind sehr wertvoll und ich freue mich, dass sich eine Ent-wicklung abzeichnen darf….
Ich schicke Dir alles Liebe und herzliche Grüße!
Kristina
Wieder mal ein ganz toller, kompetenter Artikel, der mir ein weiteres Stück Klarheit über mich geschenkt hat. Vielen Dank 💞
Liebe Ulrike, danke Dir! <3